Welches Problem will ich eigentlich lösen?

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Der erste Schritt zur Lösung eines Problems ist in der Regel die klare Identifikation und Definition des Problems. Dieser Schritt ist von entscheidender Bedeutung, da er die Grundlage für den gesamten Lösungsprozess bildet. In diesem Beitrag lernen Sie die Vorteile eines Problem Statements kennen.

„Ein Problem ist halb gelöst, wenn es klar formuliert ist.“

John Dewey, amerikanischer Philosoph und Pädagoge

Nicht alle Problemstellungen, für die es in der Produktentwicklung eine Lösung zu entwickeln gilt, weisen die gleiche Komplexität auf. Einige Probleme können relativ einfach sein, während andere aufgrund ihrer Vielschichtigkeit und der Interaktion verschiedener Faktoren schwieriger zu lösen scheinen. Daher ist es entscheidend, die Komplexität eines Problems zu erkennen und entsprechend herunterzubrechen.

Ein Problem Statement tut genau das – es ist eine präzise Beschreibung eines fehlenden Features oder eines Umstands, den es zu verbessern gilt. Und die Betonung liegt hier auf “eines”. Das Problem Statement identifiziert den Unterschied zwischen dem aktuellen Status und dem gewünschten Status eines Produkts oder Systems. Mit dem Problem Statement wird somit der Grundstein gelegt, um mit der anschließenden Customer Journey eine Lösung für genau ein Problem zu definieren.

Das Problem Statement

Ein Problem Statement ist eine präzise Beschreibung eines fehlenden Features oder eines Umstands, den es zu verbessern gilt. Mit dem Problem Statement identifiziert man den Unterschied zwischen dem aktuellen Status und dem gewünschten Status eines Produkts oder Systems. Der erste Schritt zur Lösung eines Problems ist das Verstehen des Problems.

Um das Problem Statement zu beschreiben benötigt man 5 Elemente. Diese 5 Elemente bilden, hintereinander gelesen, einen vollständigen Satz.

Ich bin
Für welche Persona?
und versuche
Was will die Persona erreichen?
aber
Was funktioniert nicht oder kann nicht erreicht werden?
weil
Was ist der Grund dafür?
was mich
Und was ist die Konsequenz, die die Persona daraus zieht?

Und das ist auch der klare Vorteil der Methode – eine präzise Beschreibung des Problems in einem Satz.

Ein Beispiel für das bessere Verständnis

Ricarda ist eine Studentin mit einem unregelmäßigen Tagesablauf. Vorlesungen beginnen zu unterschiedlichen Zeiten und sind unterschiedlich lang. Daraus folgt, dass sie unregelmäßig zu Hause ist. Wenn sie ihre Wohnung verlässt, vergisst sie häufig die Heizungen abzudrehen. Das ist ein Problem für sie, weil die Heizkosten dadurch unnötig hoch sind. Diesen Umstand kann man sehr gut in einem Problem Statement formulieren:

Ich bin
Ricarda, eine Studentin
und versuche
meine Heizkosten in den Griff zu bekommen,
aber
ich vergesse regelmäßig meine Heizung beim Verlassen der Wohnung abzudrehen,
weil
ich häufig überstürzt die Wohnung verlasse
was mich
unnötige Heizkosten haben lässt.

Wenn Sie diese Tabelle in einer anderen Form darstellen, erkennen Sie, dass das Problem Statement wirklich nur aus einem Satz besteht:

Ich bin Ricarda, eine Studentin und versuche meine Heizkosten so niedrig wie möglich zu halten, aber ich vergesse häufig meine Heizungen beim Verlassen der Wohnung abzudrehen, weil ich meine Wohnung immer auf dem letzten Drücker verlasse, was meine Heizkosten unnötig hoch werden lässt.

Sie haben sicherlich gemerkt, dass wir das letzte Element des Problem Statements etwas angepasst haben. Das ist absolut zulässig, damit der Satz korrekt formuliert werden kann.

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Vom Problem zum Ziel der Customer Journey

Das Problem Statement enthält noch ein weiteres Element, das Sie dabei unterstützt, die Customer Journey auf den Punkt zu bringen. Das Element und versuche formuliert das Ziel der Customer Journey. Anhand des Problem Statements und dem Inhalt des Elements und versuche, haben Sie das Ziel der Customer Journey klar definiert: Es soll eine Lösung gefunden werden, damit Ricarda ihre Heizkosten so niedrig wie möglich halten kann.

In dem Element aber versteckt sich noch zusätzlich der Grund, warum das Ziel mit dem aktuellen Produkt oder System nicht erreicht werden kann. Somit ist ein Problem Statement ein Abbild des aktuellen Produkts oder Systems, während die Customer Journey das zukünftige Produkt oder System skizziert.

Mögliche Quellen von Problem Statements

Problem Statements sind nicht plötzlich da, sondern haben ihre Quellen und Ursachen. Eine häufige Quelle sind Supportanfragen zu einem Produkt. Dabei ist natürlich nicht jede Anfrage ein Problem. Wichtig ist, dass Supportanfragen gruppiert werden, um Häufigkeiten von ähnlichen Anfragen zu erkennen. Hat die Häufigkeit von ähnlichen Anfragen einen Grenzwert überschritten, dann ist es sinnvoll, die Anfragen aus Sicht eines Problem Statements zu betrachten.

Eine andere Quelle, ähnlich der Supportanfrage, ist das Feedback (z. B. aus den App Stores oder Testportalen). Bei der Auswertung der Feedbacks ähnelt das Verfahren der Vorgehensweise bei den Supportanfragen. Nicht jedes Feedback muss in einem Problem Statement münden.

Kennen Sie Ihre Nutzer:innen oder einen Teil davon, ist es ebenfalls eine gute Idee, diese konkret zu dem Produkt zu befragen. Das kann mittels Umfrage, Interview oder auch während eines Produktevents mit Nutzer:innen geschehen.

Warum sind Problem Statements so hilfreich?

Customer Journeys sollen genau ein Problem lösen oder genau einen Umstand verbessern. Ohne Problem Statement und ohne, dass Sie sich Gedanken um das zu lösende Problem gemacht haben, kann es Ihnen passieren, dass Sie in der Customer Journey andere oder mehrere Probleme lösen wollen. Das Ergebnis ist häufig eine komplexere Customer Journey, die versucht, mehrere Probleme auf einmal zu lösen. Das widerspricht dem Gedanke Getting things done, bei dem es darum geht, möglichst effektiv Dinge zu erledigen und dabei zu verbessern.

Unser Fazit

Zusammengefasst ist es wichtig, ein Problem auf den Punkt zu bringen, um eine klare, effiziente und zielgerichtete Herangehensweise an die Lösung zu ermöglichen. Das Problem Statement hilft dabei, den Fokus zu setzen und unnötige Komplexität zu reduzieren. Es ist ein wesentlicher Teil der Customer Journey und somit des gesamten Produktentwicklungsprozesses.

In enbl.it ist das Problem Statement ein wesentlicher Bestandteil und in den Apps und Vorlagen für Miro und Confluence enthalten. Von Miro selbst gibt es eine separate Vorlage nur für das Problem Statement.