Digitale Produkte entwerfen – Teil 3

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Im ersten und zweiten Teil dieser Serie haben Sie viel über das Konzept der 3 Sichtweisen auf Produkte von enbl.it gelernt. In diesem letzten Teil betrachten wir die 3. Sicht auf das Produkt und den Produktanforderungen. Zusätzlich fassen wir zusammen, warum es sich lohnt auf enbl.it und seinen Baukasten zu setzen.

Produktanforderungen aus den Customer Journeys extrahieren

Im letzten Schritt werden die Produktanforderungen anhand der Customer Journey formuliert. Dabei sollen die Anforderungen aus funktionaler Sicht beschrieben werden. Dabei geben die Anforderungen nicht vor, wie etwas umgesetzt werden soll, sondern nur, was das Produkt in Zukunft an Features besitzen soll.

Die Produktanforderungen werden in einer aktiven Sprache formuliert und später mit weiteren Details angereichert, die dem Verständnis dienen. Sie sollen jedoch, wie zuvor erwähnt, keine Anweisungen beinhalten, wie ein bestimmtes Feature umgesetzt werden soll.

Die Customer Journey für Ricarda beinhaltet die Produktanforderung, dass die Heizkörper in ihrer Wohnung automatisch heruntergeregelt werden, sobald sie ihre Wohnung verlässt. Kehrt sie zurück, sollen sie wieder hochgeregelt werden. Darüber hinaus finden sich zwei weitere Produktanforderungen in Ricardas Customer Journey: die Regelung muss automatisch erfolgen, ohne dass Ricarda eine zusätzliche Funktion in ihrem Smartphone starten muss. Zudem muss sie ein Szenario einrichten können, in dem das Absenken und das Erhöhen der Temperatur gesteuert wird.

Daraus ergeben sich die folgenden vier Produktanforderungen:

  1. Eine Abwesenheitsfunktion kann erstellt werden.
  2. Eine Automation kann hinzugefügt werden.
  3. Eine Komforttemperatur kann individuell eingestellt werden.
  4. Eine Absenktemperatur kann individuell eingestellt werden.

Nun kennt Ferrum die Produktanforderungen der Customer Journey an ihr Produkt. Diese sind allerdings noch viel zu groß, um von einem Team sinnvoll in Sprints (Scrum) oder Kadenzen (Kanban) abgearbeitet werden zu können. Aus diesem Grund werden die Produktanforderungen in kleinere Aufgaben herunter gebrochen. Diese Aufgaben können zum einen besser geschätzt und zum anderen besser abgearbeitet werden. Eine grobe indikative Schätzung benötigen wir, um eine Roadmap zu erstellen. In einem agilen Umfeld sind diese kleineren Aufgaben User Stories. Die User Stories enthalten genau einen Aspekt der Fachlichkeit einer Anforderung und sind so beschrieben, dass ein Entwicklungsteam den Umfang sowie die Bedingungen für die Fertigstellung kennt. Die User Stories werden indikativ geschätzt und ermöglichen frühzeitig die Erstellung einer Roadmap mit einem voraussichtlichen Lieferzeitpunkt.

Verwenden Sie Confluence & Jira für Ihre Produktentwicklung?

Mit dem enbl.it Confluence AddOn erfassen Sie spielend leicht die Produktanforderungen der Customer Journeys.

Die Blumen am Wegesrand

Das fiktive Beispiel von Ferrum zeigt deutlich, wie die drei Dimensionen der Produktsicht in der Entwurfsphase helfen, ein Produkt vollumfänglich zu beschreiben. Neben dem klaren Verständnis, was das Produkt können soll und wie die Zielgruppe sowie die Interaktionen der Nutzer:innen aussehen, gibt es noch eine Reihe weiterer, wertvoller Nebeneffekte:

Zusammenarbeit

Die drei beschriebenen Blickwinkel greifen nahtlos ineinander. Um die eine Sicht zu beschreiben, ist die Zusammenarbeit mit anderen Rollen oder Abteilungen unbedingt notwendig. Neben dem Verständnis für andere Blickwinkel auf das Produkt, fördert dies die Zusammenarbeit.

Transparenz

Werden die Arbeitsergebnisse beispielsweise in Werkzeugen wie Confluence oder Jira hinterlegt, sind alle nötigen Informationen, Entscheidungen und Entwürfe für alle Beteiligten einsehbar.

System Thinking

Durch die rollen- und abteilungsübergreifende Arbeitsweise wird auch das System Thinking gefördert. Das bedeutet, dass jede:r über den eigenen Tellerrand schaut und dadurch Silos vermieden werden.

Zielgruppenfokussierung

Die Zielgruppensicht mit den Customer Journeys fördert den Blick aus Sicht der Nutzer:innen. So fällt es wesentlich leichter zu entscheiden, ob ein bestimmtes Feature wertvoll ist oder gegebenenfalls auf später verschoben, bzw. ganz wegfallen kann.

Definition von Liefergegenständen

Die Customer Journeys sind perfekte Liefergegenstände. Da sie immer einen kompletten Userflow beschreiben, können Customer Journeys in Gänze ausgeliefert werden. Damit gehören Diskussionen über einzelne kleine User Stories, die nur Teilfunktionalitäten liefern können, der Vergangenheit an.

Zielgerichtete Architekturarbeit

Die Customer Journeys mit den Anforderungen geben einen funktionalen Rahmen des Produkts vor. Damit ist es viel einfacher, eine für dieses Produkt passende Architektur zu entwerfen.

Universelle Sprache für Anforderungen

Mit der einheitlichen Beschreibung der Customer Journeys inklusive des Problem Statements in der Sprache des Unternehmens, sind die einzelnen Features des Produkts für alle Beteiligten schnell und einfach nachzuvollziehen. So werden Missverständnisse durch unterschiedliche Begrifflichkeiten deutlich minimiert.

Zum Abschluss

Mit einigen wenigen Handgriffen kann das Anforderungsmanagement auch Spass machen. Allein die strukturierte Ablage von Anforderungen, an der alle Projektbeteiligten mitarbeiten und sich informieren können, ist eine Umstellung wert.

Die Betrachtung des Produkts aus den 3 Perspektiven hilft dabei, alle Aspekte des Produkts im Blick zu behalten und somit ein Produkt zu entwickeln, das die Zielgruppe begeistert.